„Ein Buch über die Auen“, so schreibt Universitätsprofessor
Dr. Florin Florineth in seinem Vorwort, „bewegt nicht die Welt,
es kann uns aber die Augen öffnen, um zu erkennen, wie gefährdet
diese kleine Welt hier und die große Welt im Ganzen ist, wie
wichtig die geschichtliche und die wissenschaftliche Aufbereitung ist,
und wie wichtig das Erhalten der Auenwelten ist, wenn wir unsere Lebensqualität
oder sogar unser Überleben erhalten wollen“.
Verehrte Autorin, liebe Franziska Müller,
sehr geehrter Herr LR Dr. Richard Theiner, sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter
Dr.
Herbert Denicolò, sehr geehrter Herr BM Erwin Wegmann, sehr
geehrte Familie Graf Trapp, sehr geehrte Herren Abteilungsdirektoren
Dr. Roland Della Giacoma und Dr. Rudolf Pollinger, sehr geehrte Vertreter
der Landschafts-, Nationalpark- und Forstbehörden, liebe Freunde
und Bekannte, im Namen des Provinz Verlages, des Kulturvereins „Der Blaue
Kreis“, der Umweltschutzgruppe Vinschgau und des Bildungsausschusses
Mals heiße ich Sie alle ganz herzlich willkommen!
Intakte Naturlebensräume sowie die biologische Vielfalt der
Arten sind weltweit zunehmend gefährdet. Deren Wert wird deshalb
immer größer, und die Naturschutz-P o l i t i k rückt
stärker in den Vordergrund, und gerade die Feuchtgebiete, und
mit ihnen die an sie gebundene Flora und Fauna, zählen zu den
weltweit am stärksten gefährdeten Lebensräumen.
Um einen verbesserten Schutz der Feuchtgebiete zu erreichen, wurde
bereits 1971 in Ramsar (Iran) eine Konvention unterzeichnet, an der
sich bis zum Jahr 2000 insgesamt 122 Staaten beteiligt haben.
In Italien wurden seit 1977 insgesamt 46 Gebiete als Ramsar-Naturschutzgebiete
ausgewiesen, wobei Südtirol allerdings bis heute kein einziges
Gebiet gemeldet hat.
Deshalb stellt das nunmehr auf EU-Ebene gestartete Projekt Natura
2000 einen sehr bedeutenden Schritt der Naturschutzpolitik dar!
Dieses hat zum Ziel ein europaweites Netz von Schutzgebieten aufzubauen
und damit die Biodiversität Europas zu erhalten.
Mit der Ausweisung von Natura 2000-Gebieten in Südtirol und
deren Management setzt sich die Abteilung Natur und Landschaft der
Autonomen Provinz Bozen auseinander.
Bislang wurden 41 Gebiete mit einer Fläche von ca. 147.000 ha
als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen, das sind fast 20% der Landesfläche,
die in das europaweit konzipierte Netz von Schutzgebieten aufgenommen
wurden. Die vorgeschlagenen Flächen befinden sich großteils
in bereits geschützten Gebieten wie dem Stilfser Joch Nationalpark
und den Naturparken oder stehen bereits als Biotope unter Schutz.
Durch die Eingliederung ins Netz von Natura 2000 erhalten diese Schutzgebiete
einen zusätzlichen internationalen Schutzstatus.
Die Schludernser Au (124 ha) ist seit 1976, die Tschenglser Au und
die Eyrser Au sind seit dem Jahre 1983 als Biotope ausgewiesen.
Im Jahre 2004 wurden die drei Auwaldbiotope auch ins europaweite ökologische
Netz von Natura 2000 eingegliedert. Das bedeutet neben einer internationalen
Aufwertung der Auen auch ein konkretes Management derselben.
Als sämtliche Auwaldbiotope im Vinschgau als „Natura
2000-Gebiete“ ausgewiesen wurden, schlug das Herz nicht nur
aller Naturliebhaber sondern -und ich sage es ganz provokant- das
Herz aller vernünftigen Menschen höher.
Es ist nicht nur die Artenvielfalt der Pflanzenwelt, die die Vinschgauer
Auen -und, Klammer auf: die Prader Sand- Klammer geschlossen- so
besonders machen, es ist auch die vielfältige Vogelwelt die
die Faszination dieser Auenlandschaft ausmacht.
Aber, und dies ist ein besonderes Verdienst vom Abteilungsleiter
für Wasserschutzbauten, Dr. Rudolf Pollinger, auch die Geld-
und Wasserwirtschaft hat den Wert der Auenlandschaft und die Notwendigkeit
ihrer Erhaltung begriffen.
Im ureigensten, wirtschaftlichen Interesse.
Und zwar fanden im vorigen Herbst,
auf der Churburg, unter der Schirmherrschaft von Graf Trapp, zwei
lockere Treffen statt, und
zwar zwischen dem
BM von Schluderns Erwin Wegmann und dem BM von Laas Tappeiner,
zwischen dem Vorstand der SEL-AG Klaus Stocker und dem Generaldirektor
Maximilian
Rainer, zwischen Wirtschaftsvertretern, dem Abteilungsleiter
für
Wasserschutzbauten, Dr. Rudolf Pollinger und seinem Vize, Dr. Hans-Peter
Staffler, dem Architekten Dr. Siegfreid Tappeiner aus Laas, der mit
seiner Diplomarbeit zur „Renaturierung der Etschauen“ großes
Aufsehen erregt hat, und der Umweltschutzgruppe Vinschgau.
„Wenn“, so Dr. Pollinger, „im Vintschgau ein tagelanges
Unwetter niederginge, mit Niederschlagsmassen wie in Pfunds im
Jahre 2005 (und jeder weiß, wie schlimm Pfunds verwüstet wurde),
dann bestünde die reale Gefahr, dass ein Großteil
des Oberen Vinschgaus zwischen Glurns und Laas unter Wasser stünde.
Dies wäre nicht nur ein Problem der Landwirtschaft, dies
hieße,
dass auch die Fabriken von Hoppe, (in Schluderns) und besonders
jene in Laas, unter Wasser stünden, und was dies für
die hiesige Wirtschaftsstruktur bedeuten würde, lässt
sich ausmalen.“ Ich komme zum Buch und zur Autorin Franziska
Müller, und ich
zitiere nochmals Universitätsprofessor Dr. Florin Florineth: „Ein
Buch über die Auen bewegt nicht die Welt, es kann uns aber die
Augen öffnen, um zu erkennen, wie gefährdet diese kleine
Welt hier und die große Welt im Ganzen ist.“
Franziska Müller
ist 1967 in Tscherms geboren und sie hat ihre ersten Kindheitsjahre
in Marling verbracht. Zwischen Schlanders und Meran hat sie das
wissenschaftliche Lyzeum besucht und in Meran auch das Abitur
abgelegt. Anschließend
studiert sie Biologie an der Universität in Wien und erwirbt,
an der Abteilung für Vegetationsökologie und Naturschutzforschung
bei Prof. Georg Grabherr, 1995 den Titel der Magistra der Naturwissenschaften.
Bereits während ihrer Diplomarbeit hat sich Franziska Müller
mit der einzigartigen Welt der Vinschgauer Auen beschäftigt.
Aus einem einst bescheidenen Universitäts-Manuskript ist
mit den "Wasserwäldern" ein ansehnliches Fachwerk
entstanden, das sich in besonderer Weise an den Laien richtet.
Es ist also keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein
Buch, das Geschichte und Geschichten, Botanik, Ornithologie
und Biologie
und die besonderen Zusammenhänge dieser einzelnen Ebenen
verknüpft.
Das Werk zeichnet sich sowohl durch die feine Sensibilität für
die reiche Auenlandschaft als auch durch die sorgfältige
Nachforschung in Literatur- und Landschaftsgeschichte aus.
In der vorliegenden Form kann das Werk auch als Leitfaden für
viele Projekte angesehen werden, die sich mit Auenerhalt und Auenthematik
beschäftigen.
Der Ton und der Charakter der Publikation sind wohltuend sachlich.
So sachlich, dass sie nachdenklich machen und unwillkürlich
für das Anliegen werben. Ohne Polemik, ohne Lauthalsigkeit und
ohne das Pathos so vieler Initiativen, die oft mehr verderben als
fördern.
Das Bemühen, sich voll und ganz an die Sache zu halten, schenkt
dem Werk seine angenehme Lesbarkeit und verleiht ihm Glaubwürdigkeit.
Man wünscht sich unserem Land viele solche Werke und der Autorin
Zeit und Initiative für weitere Publikationen dieser Art. Den vogelkundlichen Teil des Buches hat Oskar
Niederfriniger verfasst, der 1974 die „Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz
- Südtirol“ mitbegründet, der 1996 Mitautor des „Atlas
der Vogelwelt Südtirols“ ist, und seit 1990 auch die Fledermaus-Forschung
in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol leitet.
Franziska Müller wohnt heute in Meran, übt eine Lehrtätigkeit
in Naturkunde an der dortigen Gewerbeoberschule aus, und sie ist
freie und gelegentliche Mitarbeiterin der Botanischen Gärten
von Trautmannsdorf, des Naturmuseums in Bozen und der Universität
in Wien.
Bevor ich das Wort an die Autorin weitergebe,
möchte ich mich,
im Namen des Verlages, ganz herzlich bedanken:
- Bei BM Wegmann für
die Bereitstellung dieses wundersamen Ortes inmitten der Auen.
-
Beim Abteilungsleiter für Natur und Landschaft Dr.
Dellagiacoma und seiner Stellvertreterin
Dr. Kiem für die unbürokratische
Erlaubnis diese Buchvorstellung hier machen zu dürfen: Ja ich
muss sagen, angesichts dieser unglaublichen Teilnehmerzahl, ist das
Wort „Buchvorstellung“ nur ein Rahmenwort, dieses Treffen
könnte man fast eine Manifestation, eine Demonstration FÜR
die die Umwelt und für den Naturschutz nennen.
-
Bei der Umweltschutzgruppe Vinschgau, insbesondere beim Vorsitzenden Dr. Gasser Peter,
und beim Vize-Kommandanten
der Forststation Mals, Pritzi Albert. Ohne diese
beiden hätte diese Buchvorstellung
in diesem Rahmen nicht stattfinden können.
-
Beim Bildungsausschuss
Mals für die finanzielle Unterstützung.
-
Ein großes Danke ergeht an den Künstler
Karl-Heinz Steiner (der
heute in Shangai eine große Installation einweiht) für
die fundamentalen Hinweise zu diesem Arrangement.
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Danke an Irene
Hellrigl, an Weger Helga und an ihr Team,
die für
dem Umtrunk sorgen, danke an die vielen freiwilligen
Helfer, die zum Gelingen des heutigen Abends beigetragen
haben.
Liebe Franziska, wir freuen uns auf deinen Vortrag.
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